Schalldämmende Materialien: Was hilft & was nicht?
Hast du schon mal nach “schalldämmende Materialien” oder “schalldicht machen” im Internet gesucht? Dann bist du höchstwahrscheinlich auf eine der folgenden Dinge gestoßen:
- Dir werden direkt irgendwelche Produkte aus Schaumstoff angezeigt (Noppenschaum, Pyramidenschaum etc.)
- Jemand in einem Forum empfiehlt dir Schaumstoff an die Wand zu kleben
- Im gleichen Forum schreibt jemand “Nur Masse hilft”.
Nun, was stimmt jetzt davon und was ist nutzlos?
Genau diese Antworten findest du hier. Außerdem erfährst du, warum du dir den Schaumstoff sparen kannst, welche Materialien tatsächlich für Schalldämmung sorgen und auch warum trotzdem so viele auf Schaumstoff schwören.
- Schalldämmung wird hauptsächlich durch 2 Faktoren beeinflusst: Dichte und Entkopplung des Materials.
- Leichte Materialien wie Schaumstoffe, Teppiche, Vorhänge etc. können den Schall nur schwer aufhalten sondern beeinflussen lediglich die Schalldämpfung (den Klang innerhalb des Raumes)
- Schalldämpfung beschreibt die Methoden zur Verbesserung des Klanges im Raum und ist unabhängig davon, ob Schall von außen nach innen gelangt oder umgekehrt
- Schalldämmung hingegen beeinflusst die Ausbreitung des Schalls von einem Ort zum anderen und ist somit immer von Schalldämpfung zu unterscheiden
Materialien wie Gipskarton, Schwerschaum, Schwerfolie und Bitumenmatten, die eine hohe Dichte haben und oft schwingungsentkoppelt montiert werden, sind besonders effektiv gegen Schall. Dagegen sind leichte Materialien wie Schaumstoffe, Teppiche, Vorhänge und Styropor aufgrund ihrer geringen Dichte nicht geeignet, den Schall aufzuhalten, obwohl sie die Raumakustik verbessern können.
Schalldämmende Materialien als Tabelle
Material | Schalldämmung | Anmerkungen |
---|---|---|
Gipskarton | Hoch | Hohe Dichte, einfache Verarbeitung |
Schwerschaum | Mittel | Einfach anzubringen, weniger effektiv als Gips |
Schwerfolie | Mittel | Effektiv an Türen/Fenstern, einfache Installation |
Bitumenmatten | Mittel | Hohe Dichte, gut für Fahrzeuge und Wände |
Schaumstoffe | Niedrig | Verbessert Raumklang, kaum Schalldämmung |
Teppich | Niedrig | Verbessert Raumklang, kaum Schalldämmung |
Eierkarton | Niedrig | Verbessert Raumklang, kaum Schalldämmung |
Matratzen | Niedrig | Leicht zu platzieren, keine effektive Dämmung |
Vorhänge | Niedrig | Dicke Vorhänge verbessern Akustik, wenig Dämmung |
Styropor | Niedrig | Geringe Dichte, kaum schalldämmend |
Pappe | Niedrig | Kaum effektive Dämmung oder Dämpfung |
Welche Produkte eignen sich zur Schalldämmung?
Im Prinzip kannst du alles verwenden, was eine entsprechend hohe Dichte hat um den Schall zu dämmen. Am besten eignen sich die folgenden Produkte:
Gipskarton
Gipskartonplatten sind recht leicht zu verarbeiten, preislich auch im Rahmen und was noch viel wichtiger ist: Gips hat eine recht hohe Dichte, was ihn zu einem ausgezeichneten Schallisolator macht.
Des Weiteren können mit speziellen Metallrahmen und Aufhängungen die Gipskartonplatten entkoppelt von der Umgebung verbaut werden. Dadurch erhöht sich zusätzlich die Schallisolation.
Für den Fall, dass du jetzt nicht vorhast, besondere Trockenbau Maßnahmen in deiner Wohnung zu vollziehen, gibt es noch eine andere Möglichkeit.
Schwerschaum
Spezielle Matten aus Schwerschaum, die mit entsprechenden Rahmen im Raum fixiert werden können. Zwar bietet Schwerschaum nicht annähernd die gleichen Schalldämmwerte wie Gipskarton, ist aber erheblich einfacher als Trockenbauwände aus Gips zu ziehen.
- Verbundschaumstoffe mit hoher Dichte von über 120 kg/m³ sorgt für Schalldämmung.
- Sehr fester & langlebiger Verbundschaumstoff
- Eine Matte reicht für eine Tür
- Recylingprodukt
- Produziert in Europa durch Saarschaum GmbH & Co. KG (Saarland)
- Sieht blank an der Tür oder an Wänden etwas hässlich aus.😅
- Bei Befestigung an der Tür muss die Türklinke ausgeschnitten werden, weil man sonst nicht mehr um die Türklinke greifen kann.
- Extra starker Sprühkleber* notwendig zur Befestigung
Schwerfolie
Eine weitere Möglichkeit für etwas mehr Schalldämmung zu sorgen, sind Schwerfolien. Diese kannst auch zurechtschneiden und an der Tür anbringen. Meistens sind es nämlich Türen und Fenster, die den meisten Schall durchlassen und etwas mehr Masse an der Tür kann schon für etwas Abhilfe sorgen.
Schwerfolien gibt es in unterschiedlichen Variationen. Zu empfehlen sind zum einen Alubutyl, was auch gerne für die Schalldämmung innerhalb von Autos benutzt wird. Hier solltest du unbedingt auf scharfe Kanten beim Zuschneiden aufpassen und Handschuhe tragen.
- Sehr hoher Dichte von über 1.880 kg/m³ sorgt für Schalldämmung (wiegt ca. 3,4 kg)
- Selbstklebend und wirkich sehr leicht anzubringen
- Reicht für eine Fläche von ca. 1m²
- Handschuhe beim Verarbeiten notwendig, da teilweise scharfkantig
- Kann nur schwer wieder gelöst werden
Gummimatten
Noch ein bisschen komfortabler sind Bitumenmatten. Dort gibt es sogar selbstklebende Varianten, die doch eine recht ordentliche Dichte haben und für deine Verbesserung der Schallisolation sorgen.
Der große Nachteil ist halt, wie der Name schon sagt: Bitumen. Die Matten kannst du mit Sicherheit erst einmal eine Woche draußen “ablüften” lassen, da der Geruch schon sehr streng sein kann.
- Sehr hohe Dichte über 1.800 kg/m³ sorgt für Schalldämmung
- Leicht zu bearbeiten durch selbstklebende Matten
- Durch relativ schmale Matten kann die Türklinke ohne Aussparung wie zuvor genutzt werden.
- 20 Matten reichen genau für eine Tür (~ 2m²)
- Hoher Verlustfaktor gemessen nach DIN EN ISO 6721-3 führt zu guten Dämmwerten
- Gefertigt in Deutschland von platino24 (Unternehmen der Hübner Group)
- Geruch von Bitumen / Gummmi muss erst "verfliegen"
- Erhöhte Beanspruchung der Türhalterung (Tür wird ca. 10kg schwerer)
Auch wenn selbstklebende Matten mit hoher Dichte (Alubutyl, Bitumen, Schwerschaum usw.) einen gewissen Effekt auf die Schalldämmung haben, solltest du keine Wunder erwarten. Effektive Schalldämmung, vor allem in den tiefen Frequenzen ist unglaublich aufwändig und somit auch sehr teuer.
Welche Produkte eignen sich nicht zur Schalldämmung?
Wenn du deinen Raum mit gewöhnlichen Schaumstoffen beklebst, tust du dir wirklich keinen Gefallen. Die Geräusche von draußen sind immer noch zu hören bzw. deine Geräusche gelangen trotzdem nach außen.
Alle herkömmlichen Schaumstoffen, wie Noppenschaum oder Pyramidenschaum helfen dir nicht dabei den Schall aufzuhalten.
Warum?
Wie zu Anfang erläutert, gibt es nur die zwei Materialeigenschaften, die den Schall effektiv aufhalten können – Masse und Entkopplung. Jetzt kannst du ja für dich feststellen, in weit Schaumstoffe diese Eigenschaften aufweisen.
Doch warum höre ich dennoch einen Unterschied mit Schaumstoffen an den Wänden? Warum empfehlen es viele?
Schaumstoffe sind dazu da, um die akustischen Eigenschaften in einem Raum zu verbessern. Daher werden sie auch häufig Akustikschaumstoffe genannt. Das hat leider nur sehr wenig mit der Schalldämmung zu tun. Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Schalldämmung und dem Klang im Raum.
Raumakustik (Schalldämpfung) betrachtet ausschließlich den Klang in einem Raum, also unabhängig davon, ob Schall nach außen gelangt oder umgekehrt.
Bauakustik (Schalldämmung) hingegen beschäftigt sich ausschließlich damit, wie die Ausbreitung des Schalls von einem Raum zum anderen aufgehalten werden kann und welche baulichen Maßnahmen dabei helfen.
Das Problem mit den Schaumstoffen ist, dass sie rein physikalisch ausschließlich hohe Frequenzen beeinflussen können, weil ihnen schlicht die Masse bzw. Dichte fehlt um tiefere Frequenzen zu verändern.
Das Ergebnis ist, dass nur die hohen Töne deiner Stimme, Musik oder anderer Geräusche im Raum durch den Schaumstoff absorbiert werden. Es klingt tatsächlich leiser, aber halt nur innerhalb des Raumes.
Das Internet ist voll mit gut gemeinten Ratschlägen, wie du am besten den Schall dämmen kannst. Doch wie du aus den zuvor beschriebenen Erläuterungen gelernt hast, lässt sich die Physik nicht überlisten.
Du wirst keinen 20€ Schaumstoff an der Wand anbringen und damit irgendwelche Schalldämmungen erreichen. Das gilt auch für Vorhänge, Teppiche, Matratzen.
Woher kommt der Schall überhaupt?
Schall breitet sich dadurch aus, dass Teilchen in Schwingung versetzt werden. Das sieht in etwa so aus, wie ein Tropfen, der auf die Wasseroberfläche auftrifft. Der Wassertropfen ist in diesem Fall die Schallquelle. Beim Auftreffen auf die Oberfläche wird das Wasser in Bewegung versetzt und breitet sich wellenförmig wie in Abbildung 1 aus.
Erst wenn die Energie verbraucht ist, ebbt die Welle langsam ab und die Ausbreitung stoppt – es wird leise.
In ähnlicher Weise breitet sich auch der Schall in der Luft aus – mit einem entscheidenden Unterschied:
Der Schall kann auch in Festkörper wie z.B einer Betonwand eindringen und auch dort die winzigen Teilchen des Betons in Bewegung versetzen. Das wird dann als Körperschall bezeichnet.
Du siehst von diesen Bewegungen praktisch nichts, aber du kannst es hören, wenn der Schall auf der anderen Seite der Wand wieder hörbar wird (leider).
Die Luft wirkt übrigens wunderbar zur Schallausbreitung, weil dort viele Teilchen der Luft so frei beweglich sind und durch den Schall einfach in Bewegung versetzt werden können. Im Gegensatz dazu sind die Teilchen der Wand wesentlich fester gebunden und lassen sich daher auch viel schwerer in Bewegung setzen.
4. Welche Eigenschaften sorgen überhaupt für Schalldämmung?
Dichte / Masse
Nun, wie du schon in der Überschrift gelesen hast, ist das Stichwort hier Masse. Masse wird auch meist immer als bester Ratschlag gegen Schall ausgesprochen, aber Masse ist eigentlich nur die halbe Wahrheit.
Es ist nämlich sinnvoller von Dichte zu sprechen, weil die Dichte direkt mitangibt, von wie viel Material überhaupt die Rede ist. Dichte ist dabei nichts anderes als die Masse pro Volumen.
Nehmen wir als Beispiel Wasser. Wasser hat eine Dichte von 1000 kg pro m³. Also eine Regentonne, die 1 x 1 x 1m groß ist, wiegt ca. 1000 kg.
Warum dieses ganze Gerechne?
Angenommen du baust vor deiner Wand eine Trockenbauwand aus Gipskarton und stellst fest: Die Wand wiegt 500 kg. Jetzt kannst du natürlich sagen, dass eine Wand aus Holz mit 800 kg besser gegen Schall hilft. Das ist vom Prinzip her auch richtig, aber möchtest du nicht wissen, wie viel Platz die Wand einnimmt?
Ich finde es schon immer wichtig zu wissen von wie viel Volumen am Ende die Rede ist. Wenn die Gipskartonwand 10 cm von einer Seite meines Raumes beansprucht und 500 kg wiegt, ist mir das lieber als eine Holzwand mit 800 kg, die einen Meter in meinem Raum ragt.
Je höher die Dichte eines Materials, desto schwerer ist es und desto besser wirkt es gegen Schall.
Auch wenn die Dichte eines Materials der wichtigste Faktor bei der Schalldämmung ist, so gibt es noch einen weiteren sehr entscheidenden Faktor.
Entkopplung
Entkopplung kannst du dir so vorstellen wie eine Federung beim Auto. Das Rad ist nicht direkt mit dem Wagen verbunden, sondern über eine Feder. Dadurch wird die Bewegung des Rades vom restlichen Wagen getrennt bzw. entkoppelt.
Der „Trick“ bei der Schallentkopplung ist nun, dass eine möglichst große Masse (Material mit hoher Dichte = sehr schwer) so verbaut wird, dass diese nicht fest mit der Umgebung verbunden ist. Trifft nun der Schall auf diese Masse, passieren folgende Dinge:
- Der Schall versetzt die Masse (z.B. in Form einer Trockenbauwand aus Gipskarton) in Bewegung. Das allein erfordert schon viel Energie.
- Die Masse kann die Bewegung nicht einfach so an die Umgebung weitergeben, da sie beispielsweise durch eine Gummiunterlage abgefedert (entkoppelt) ist.
Wichtig hierbei ist, dass das entkoppelte Material auch eine entsprechende Dichte hat, also auch ein tatsächliches Hindernis für den Schall bietet. Ein Vorhang ist zwar auch gewissermaßen entkoppelt, aber einfach zu leicht, um wirklich schalldämmend zu sein.